Teil 8: Die Geschichte der Familie Gross
07.06.2023 - Geschrieben von Sabine Gross
Mutige Entscheidung
Im Oktober 1982 wird ein neuer Bauabschnitt in Angriff genommen. Im Prinzip wird das Restaurant und alle Zimmer darüber abgerissen. Was auch bedeutet, dass man sich zu dieser Zeit in der Hofjagdstube sonnen konnte. Ein mutiger Schritt, den der „Wettergott“ belohnt. Nur zwei Regentage fallen auf die kritische Zeit bis Mitte Dezember. Da natürlich das Restaurant Weihnachten wieder nutzbar sein muss herrscht ordentlich Stress. Aber es gelingt. In nur 38 Arbeitstagen ist es vollendet. Die Zimmer darüber werden bis Ende April fertig gestellt und erhalten in dem Zug auch ein Bad. Mein Schwiegervater erzählt immer lustig, wie die Gäste fragten, ob sie sich gut erholt hätten in der Schließzeit. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Ein Schock oder "gegen die Mühlen der Bürokratie"
Wir sind als „Kurhotel“ groß geworden. Vorallem unser hauseigener Quellwasser in Verbindung mit Moor-Anwendungen galten als wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Umso schlimmer war es, als quasi über Nacht der Abbau von Moor in unserem eigenen Moor durch das Landratsamt untersagt wurde. Im Übrigen traf es uns als ersten Betrieb in ganz Deutschland. Womit wir das wohl verdient hatten? Auf die Frage, was wir denn mit den schon gebuchten Moor-Anwendungen machen sollte, erwiderte der Beamte nur gelassen: „Das ist Ihr Problem. Ich habe nur für den Volzug des Gesetzes zu sorgen“.
Nachdem uns über Nacht der Abbau von Moor zu Badezwecken untersagt wurde, begann die Odyssee durch Ämter und Behörden. Unser Leidensdruck war groß, es musste schleunigst eine Lösung her. Der Fleiß wurde belohnt. Ein Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums in München kam auf die gute Idee, dass wir einen Teil des Moors, welches beim Ausbau der A7 bei Oy im Weg war, abnehmen könnten. Dies war sogar bereits auf dessen Eignung für Badeanwendungen getestet, weil das bayrische Staatsbad als erstes hieran interessiert war. Doch ganz so einfach ist es nicht…
Zwar ist die Straßenbaufirma sehr froh, einen weiteren Abnehmer gefunden zu haben und liefert das Moor zu den Transportkosten. 2000 Dreiachser Moor kommen im Laufe der nächsten Zeit auf unserem Moorgrundstück an. Doch was nicht ankommt ist das Schreiben des Landratsamtes, welches die Nutzung dieses Moores auch genehmigt. Mit insgesamt 100.000 Markt (wenn man alle Kosten berücksichtigt) schlägt diese Aktion zu buche. Ich kann mir gut vorstellen, was für ein Stein meinem Schwiegervater vom Herzen gefallen ist, als er die Genehmigung endlich in Händen hält.
Ob wir die damals 12.000 Moorbäder tatsächlich verabreicht haben, die es bis zur Amortisation dieser Aktion gebraucht hätte, ist nicht überliefert.
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