Teil 7: Die Geschichte der Familie Gross
30.05.2023 - Geschrieben von Sabine Gross
Wir und das Moor
Noch heute verabreichen wir gerne Moorpackungen und -bäder, weil wir von dessen positiver Wirkung überzeugt sind. Dennoch ist Moor leider aus der Mode gekommen und wird nur noch wenig nachgefragt. Es ist aus heutiger Sicht kaum zu glauben, dass früher 30 Lastwagen mit Moor pro Jahr verbraucht worden sind. Einmal war das angelieferte Moor mit Kieselsteinen vermischt und der erste Gast beschwerte sich stilvoll in Form eines Gedichts: „Viel Steine gab´s und wenig Moor, sagt nur, wie schützt man sich davor? Die kratzen hinten mir die Haut, grad da wo ich so zart gebaut“. Albert nie um ein Gedicht verlegen antwortet scherzhaft und legt einen Trosttropfen bei: „ Bedauernd mussten wir es hören, dass Steine Sie im Moorbad stören, die dann auch grad noch das verletzen, was man gebraucht, um sich zu setzen. Als Mittel fügen wir drum bei, für drin und draußen +ne Arznei und hoffen, dass sie helfen tut, denn wunde Popos sind nicht gut.“
Die Zeiten ändern sich
Ende der 70er geht unser Prokurist und Personalchef nach 40 Jahren Betriebszugehörigkeit in Rente. Angefangen hatte er übrigens als Page. Zu diesem Anlass stellte er ein paar spannende Zahlen zusammen. Bei 160 Betten, beschäftigten wir 85 Mitarbeiter. Die Auslastung ist hervorragend mit 80% bezogenen auf die geöffneten Tage. Mitarbeiterkosten betrugen 37%, Warenkosten hingegen nur 14% vom Umsatz. Dennoch bleibt nicht viel Gewinn. Auf ihn folgte Heiderose Burger, welche 2021 nach über 40 Jahren bei uns ebenfalls in Rente gegangen ist. Soviel Kontinuität tut jedem Betrieb gut, vorallem einem Hotel.
Berühmte Gäste
Vielen von Ihnen ist sicher der Name Lieselotte Pulver noch ein Begriff. Die Schauspielerin verweilte Anfang der 80er für eine Woche bei uns im Hotel. Albert erinnert sich noch an ihr ansteckendes Lachen, dass man durch die ganze Hotelhalle hörte. Manche Menschen können allein mir Ihrer Anwesenheit einen ganzen Raum erhellen. Mich beeindruckt das sehr. Sie sind sicher in Ihrem Leben auch schon dem ein oder anderen Menschen mit dieser Eigenschaft begegnet. Wäre es nicht schön, wenn wir alle diese Fähigkeit hätten. Die Welt wäre sicher ein schönerer Ort.
Anekdote zum Schmunzeln
In einem Hotel passieren oft die lustigsten Geschichten. Natürlich teilen wir diese erst, wenn viel Zeit vergangen ist und niemand mehr bloßgestellt werden kann …keine Sorge. In diesem Fall berichtete uns der Gast in den 80ern selbst von seinem Missgeschick: Er selbst hatte eine frühe Moorbehandlung, seine Frau hingegen konnte ausschlafen. Also schlich er sich aus dem Zimmer, ging zur Behandlung und schlich danach zurück zu seiner noch schlafenden Frau und legte sich zurück ins Bett. Als er sich schon halb schläfrig umdrehte, staunte er nicht schlecht. Die Dame in seinem Bett war dunkelhaarig, seine Frau ist jedoch blond. Nach vorsichtiger Inspektion des Raumes wird ihm klar, er ist im falschen Zimmer. Es gelingt ihm tatsächlich unbemerkt zu „entkommen“. Er hatte sich augenscheinlich im Aufzug mit dem Stockwerk vertan und dies aufgrund des ähnlichen Aussehens der Flure nicht bemerkt. Gute Nachricht für Sie: Mit den heutigen elektronischen Schlüsselkarten kann das nicht mehr passieren.
Ein zweifelhaftes Geschenk
Im Jahr 1981 stellt sich heraus, dass die Brücke über den Wildbach (Teil der Andreas-Gross-Str.) komplett saniert werden muss. Nun wird auch klar, warum die Gemeinde Jahre zuvor lange überlegt hat, als Alois Gross ihr die gesamte Straße schenken wollte. Glücklicherweise für uns, hatten sie sich damals dafür entschieden und die Gemeinde auch die Kosten. Allerdings ziehen sich die Bauarbeiten hin und das Hotel ist im Winter 81/82 nur von Bad Oberdorf - also von unten aus - erreichbar. Die Fahrt bei Schneeglätte ist sowohl für Lieferanten als auch Gäste durchaus abenteuerlich.
Das Schicksal
In all den Jahren, die das Hotel bereits besteht, gab es auch immer wieder - zum Glück selten - sehr traurige Ereignisse. Im Mai 1982 heiratete eine bildschöne Hindelangerin Ihren Liebsten. Allerdings wussten alle bereits damals, dass sie nur noch wenige Monate zu leben haben würde. Ihr dringlicher Wunsch war es im Prinz-Luitpold-Bad eine prächtige Hochzeit zu feiern. Selten war die Kirche in Bad Oberdorf so voll. Zum Essen kamen doppelt so viele Gäste wie erwartet, was Küche und Service vollkommen überforderte. Zeitweilig bricht die Bewirtung in dem völlig überfüllten Raum sogar gänzlich ein. So viele möchten Anteil nehmen. Die Braut genießt Ihre Hochzeit und die entgegengebrachte Zuneigung trotz allem in vollen Zügen. Vier Monate später muss sie zu Grabe getragen werden.
So traurig enden wir heute, aber nächste Woche kommen wieder neue Geschichten aus unserer bewegten Geschichte.
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