Teil 3: Die Geschichte der Familie Gross
26.04.2023 - Geschrieben von Sabine Gross
Familienzuwachs
Am 22. Januar 1945 wird Albert (nach seinem gefallenen Onkel benannt) im Zimmer 102 geboren. Es folgen drei weitere Geschwister: Christine, Andreas und Alexander, welche alle drei in Zimmer 101 zur Welt kommen. Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, beginnen die Namen der männlichen Grossens alle mit A. Diese Tradition wurde in der jüngsten Generation etwas versteckter fortgeführt. Aber im zweiten Namen der Kinder Benjamin Adrian und Fabian Alexander findet sich auch hier noch die Verbindung zur Vergangenheit.
Ein folgenschwerer Fehler
Ende April 1945 macht Andreas Gross den Fehler seines Lebens und lässt sich auf einen zwielichtigen Deal mit einem alten Kameraden ein. Dieser bietet ihm einen Waggon voll Armeenachschub zu einem kleinen Preis an. Da bereits alles zusammengebrochen ist und der Nachschub sein Ziel gar nicht mehr erreichen würde, schlägt er zu und mauert alles im Keller ein. Für die geplante Wiedereröffnung kommt ihm das gerade recht. Als die marokkanischen Truppen Hindelang erreichen gehen sie zielstrebig an die entsprechende Stelle zu und alles fliegt aus. So verliert er nicht nur die Güter, sondern wird auch zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Nochmal Glück gehabt.
Nach Kriegsende müssen alle Lazarett-Patienten nach Lindau, wo festgelegt wird, ob Sie gesund genug für die Kriegsgefangenenschaft sind. Der Arzt wundert sich darüber, dass Alois mit einer vergleichsweise kleinen Wunde, immer noch im Lazarett war und erkennt, dass er keinen Nazi-Symphatisanten vor sich hat und schreibt ihm die Entlassungspapiere. So entgeht Alois der Kriegsgefangenenschaft. Überglücklich macht er sich zu Fuß auf den Heimweg und kann am nächsten Morgen seine Frau mit einem Kuss wecken.
Die Enteignung
Nach Kriegsende wird das Lazarett aufgelöst, die Familie ausquartiert und das Hotel in das Erholungsheim Mustang Manor für amerikanische Soldaten umgewandelt. Zwar klagt die Familie Gross unverzüglich gegen die unberechtigte Enteignung, aber das Verfahren zieht sich hin. Vorallem Andreas Gross leidet sehr darunter. Selbst auf seinem Sterbebett zeigt er noch mit Tränen in den Augen auf das Luitpoldbad, als sein Sohn von ihm Abschied nimmt. Erst 1949 wird das Urteil aufgehoben und so kann die Familie 1950 zurückkehren. Mit viel Elan besorgt Alois Gross das notwendige Startkapital, um aus dem ehemaligen Lazarett wieder ein modernes Hotel zu machen. Dass die heutige Raiffeisenbank Hindelang an ihn glaubt, vergisst er ihr nie.
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