Teil 2: Die Geschichte der Familie Gross
19.04.2023 - Geschrieben von Sabine Gross
In den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg florierte das Hotel und wurde daher bis 1936 auf 140 Betten erweitert, indem unter anderem der 3. Stock aufgesetzt und gleich ganz modern mit Balkonen versehen wurde. Dann kamen die schweren Jahre, wie für ganz Europa. Die Söhne Albert - Bertl genannt - und Alois mussten in den Krieg ziehen und das Hotel ist innerhalb von 2 Tagen leer. Dies ist allerdings von kurzer Dauer, weil sich die Menschen nach einigen Wochen mit der neuen Situation arrangieren und dennoch weiterhin zu uns kommen. Im Jahr 1942 wird der Bedarf an Lazaretten so groß, dass auch das Hotel bis Ende des Krieges hierzu umfunktioniert wird.
Ein schrecklicher Schicksalsschlag
Bertl - einer der beiden Söhne von Maria und Andreas Gross ist ein guter Fotograf und dokumentiert auf erschütternde Weise die Grausamkeit des Krieges. Beide sind 1940 beim Einmarsch in Frankreich dabei. Am 19. Juni - 3 Tage vor dem Waffenstillstand in Frankfreich - gibt es die Order herauszufinden, wo sich die feindlichen Truppen aufhalten Während Alois mit seinem Zug eine bewaldete Anhöhe durchkämmt, rückt unweit davon sein Bruder Bertl mit einem Panzerspähwagen vor und steht urplötzlich 3 französischen Panzern gegenüber, die sofort das Feuer eröffnen. Den ersten Beschuss überlebt er zwar und sucht Deckung, dennoch beendetet eine Granate an diesem Tag viel zu früh sein junges Leben. Man will sich das gar nicht vorstellen.
Manchmal nimmt das Schicksal seltsame Wege. Als 1941 die deutschen Truppen ohne Kriegserklärung in die UdSSR einmarschieren erhält auch Alois Gross den Marschbefehl zur Ostfront. Indirekt rettet ihm dabei der Tot seines Bruders das Leben, da er aufgrund „des Gesetzes des letzten Sohnes“, welches vorsieht, dass der letzte Sohn jeder Familie zur Westfront versetzt wird auf halben Weg umkehren kann. Sein neuer Einsatzort ist Paris. Auf dem Weg dorthin trifft er die Familie Schneider - Gäste des Hotels - die ihm berichten, dass sich auch Ihre Tochter Elisabeth dort befindet und er unbedingt Kontakt zu ihr aufnehmen muss. Zum Glück für uns alle tut er dies tatsächlich und findet damit die Liebe seines Lebens.
1 Jahr der Liebe im Krieg
Nachdem es Alois Gross 1941 nach Paris verschlägt, erinnert er sich erst einige Zeit später an sein Versprechen die Tochter von Hotelgästen zu kontaktieren. Er fragt seinen Freund Ludwig, wie er das denn am Besten anstellen soll. Dieser, sehr praktisch veranlagt sagt: „Bestell sie ins Schwimmbad, dann siehst du sie gleich ganz“. Gesagt, getan. Elisabeth und er verabreden sich am Sprungturm und er platziert sich passend so, dass er sie schon vorher in Augenschein nehmen kann. Was er sah, gefiel ihm und als er sich gerade vorstellen wollte, stieß sein Freund sie wie aus Versehen ins Becken. Als sie lachend auftauchte war auch Ludwig zufrieden mit der Wahl.
Die große junge Liebe zwischen Elisabeth und Alois erhellt sogar die Kriegszeit. Das dort entstandene Fotoalbum „Ein Jahr Liebe, ein Jahr Glück“ gibt einen schönen Einblick und zeigt, wie der Mensch trotz widriger Umstände glücklich sein kann. Im April 1944 wird in Hindelang Hochzeit gefeiert. Allerdings nicht im Hotel, welches zu dieser Zeit ein Lazarett ist, sondern im „Bären“ im Bad Oberdorf. Doch auch der schönes Hochzeitsurlaub endet und es geht für beide zurück nach Paris, wo Alois´ Unterarm 1945 glatt durchschossen wird. Ein klassischer Heimatschuss, der ihn ins heimische Lazarett führt. Dort verweilt auch die hochschwangere Elisabeth, die Paris mit dem letzten deutschen Bus vor der alliierten Besetzung verlassen hat.
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