Teil 16: Die Geschichte der Familie Gross
11.09.2023 - Geschrieben von Sabine Gross
Im April 1999 gehen Albert Gross und sein Versicherungsmakler routinemäßig alle Versicherungen durch. Letzterer hält die Elementarversicherung für unnötig, die jährlich 6000 DM kostest. Diese wird daraufhin auf Ende des Monats gekündigt. Sie ahnen es schon, das wird sich als riesiger Fehler erweisen. Schon Mitte Mai beginnt es stark zu regnen, wir bekommen in 24 Stunden 234 Liter Regen ab. Das ist neuer Rekord. Schon um 11 Uhr müssen wir unsere Tauchpumpe einsetzen, um das vom Berg herhabströmende Wasser an der Nordseite des Personalgebäudes wegzupumpen. Zwei Stunden später brauchen wir die Feuerwehr, weil wir es alleine nicht mehr schaffen. Kurz vor 14 Uhr ist diese da (natürlich waren wir nicht die einzigen). 20 Feuerwehrmänner und 15 Mitarbeiter versuchen verzweifelt Entlastungsrinnen zu graben. Sogar ein Bagger wird angefordert, der prompt kommt. Dessen Arbeit bringt erstmal Entlastung .
Die Trasse des Baggers zur Entlastung der Situation hinter dem Haus führt letztendlich dazu, dass sich braune Wassermassen auf die Hotelfront zuwälzen. Es gilt also alle unteren Räume zu schützen. Zu den 20 Feuerwehrleuten werden nochmal 20 weitere hinzugeholt. Auch Nachbarn, Mitarbeiter und weitere Freiwillige sind vor Ort. Die Welle der Hilfsbereitschaft macht uns dankbar. Überall entstehen Wälle mit Sandsäcken und Zementsäcken der Firma Wachter.
Ab 16 Uhr kommen die Hiobsbotschaften im Viertelstundentakt. Wassereinbruch im Ärtzehaus, Küchenkühlräume, Heizungsraum überflutet…Um 20:30 Uhr kommt der abgerückte Bagger zurück und macht au oberem Parkplatz und Zufahrtsstraße ein Bachbett., welches die Fluten ableitet. Um 22 Uhr rum kann sich die Feuerwehr endlichum andere Hilfsbedürftige kümmern.
Der Baggerfahrer weigert sich übrigens eine Bezahlung anzunehmen. Ebenso wie alle anderen. Daher gibt es später zum Dank ein großes Helferfest.
Am Tag nach dem Pfingsthochwasser werden die Schäden erst richtig sichtbar. Nicht nur wir, das ganze Allgäu wird noch lange an den Folgen zu knabbern haben. Die Straße zwischen Sonthofen und uns und zwischen Wertach und Unterjoch ist nicht befahrbar. Viele unserer Mitarbeiter können daher nicht zur Arbeit kommen. Beeindruckend halten unsere Auszubildenden Küche und Restaurant in Betrieb. Unser Schaden beläuft sich auf 240.000 Euro, ohne die Personalzimmer, die nie mehr in Betrieb genommen werden. Da hätte die Versicherung, die wir keinen Monat vorher gekündigt hatten wirklich gut getan.
P.S. Das Bild zeigt die nicht mehr passierbare Straße zum oberen Parkplatz.