Teil 14: Die Geschichte der Familie Gross
22.08.2023 - Geschrieben von Sabine Gross
Im Herbst 1994 kommt nach jahrelangem Warten endlich die Genehmigung für den Umbau des Westflügels und damit auch der Frontfassade. Die Kostenkalkulation beläuft sich auf ca. 5 Millionen DM, die tatsächlich durch Streichen einiger Extras überraschend gut eingehalten wird. Dennoch verhebt sich das Hotel beinahe damit. Ab Mai 1995 wird gebaut, da die meiste Zeit der Rest des Hauses bewohnt wird, zieht die Rezeption in die heutige Badeabteilung um und zwischen Restaurant und Kaminhalle wird eine Bretterwand eingezogen. Dann wird auf Eingangsniveau abgerissen und neu wieder aufgebaut.
Während des Baus 1995 ist eigentlich der Plan, dass die Böden von Halle und Schlosszimmer erhalten bleiben können, daher wird ein Notdach gespannt. Als dieses allerdings bei einem starken Gewitter weggeweht wird, steht das Wasser dort knietief und ruiniert die Teppiche. Der Parkett wölbt sich zwar, lässt sich durch Trocknungsmaschinen aber noch retten.
Endlich wird im Juni 1995 für die große Umbaumaßnahme Richtfest gefeiert. Viele Sorgen fallen mit der Fertigstellung des Daches endlich weg. Allerdings begibt sich der Architekt auf einen längeren Urlaub und lässt die Arbeiter sichtlich ahnungslos zurück. Zum Glück kommt uns ein Innenarchitekt zur Rettung. Nach seinen Plänen werden die Elemente des schottischen Schlosses Lanrick Castle und die wunderschöne Bleiglasdecke vom Touring Club Brüssel eingebaut. Nettes Detail: Die Decke wurde am ursprünglichen Ort 1888 eingebaut, dem Jahr unserer Namensgebung. Allerdings war diese mit damals 80.000 DM keine ganz billige Anschaffung
Das Leben eines Hoteliers ist von Überraschungen geprägt. So sind wir eigentlich Experten im Umdisponieren. Das traf sich gut, als das eigentlich zu einem anderen Zweck gekaufte 500 Jahre alte Holzhaus, welches extra Balken für Balken abgebaut und nummeriert wurde, aufgrund eines Wasserschadens am Lagerort nicht mehr vollständig nutzbar war. Kurzerhand wurde in die neuen Zimmer Linderhof eine Wand mit diesen wunderschönen Balken gestaltet. Uns gefällt das immer noch so gut, dass diese erhalten wurden, als wir die Zimmer 2022 renoviert haben.
Glück hatte die Familie Gross beim Erwerb des Geländers des abgewrackten Dampfers „Prinzregent Luitpold“ vom Starnberger See. Es passt einfach auch so gut zu uns. Zu bewundern ist es noch heute am Abgang in die Ritterstube, gegenüber der Rezeption. Da diese beim Umbau 1995 gleich zweimal unter Wasser stand, wurde sie im Zuge des großen Umbaus auch renoviert, wie die Kaminhalle mit Teilen vom Schloss Lanrick Castle. Der ursprüngliche Name „Fischerstube“ wurde in dem Zuge in Ritterstube geändert. Eine Verbindung zum Wasser wollte wirklich keiner mehr haben. Allerdings entkam sie auch mit neuem Namen in der Zukunft nicht ganz dem Wasser.